Montag, 29. Januar 2024

Die Zukunft der Landwirtschaft

Nahrung braucht der Mensch. Essen ist für Viele von uns etwas Schönes und Wichtiges. Häufig teilen wir einen Tag rund um unsere Mahlzeiten auf. Was wären wir ohne Lebensmittel?

Die allermeisten Lebensmittel haben wir der Landwirtschaft zu verdanken. Ein Großteil der Bäuer*innen in Deutschland protestiert gerade heftig. Sie sind unzufrieden mit den politischen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus fehlt einigen Landwirt*innen die Wertschätzung der Konsument*innen. Dies liegt auch daran, dass immer mehr Konsumierende zunehmend den Kontakt zum Acker, zu den Pflanzen und ihren Wachstumsbedingungen verloren haben. Viele konsumieren fast nur noch stark verarbeitete Produkte – ein Zeichen unserer Entfremdung zur Natur.
Lebensmittel werden immer preiswerter hergestellt. Das geht auf Kosten der Produzierenden, vor allem der Kleinbetriebe. Jeden Tag stellen allein in Deutschland neun Bauernhöfe ihren Betrieb ein. An dem System verdienen vor allem die „Großen Vier“ im Lebensmittelhandel (Aldi, Edeka, Lidl, Rewe).

In Kolumbien ist das Leben für (Klein-)Bäuer*innen nicht einfacher. Es gibt wenige Großgrundbesitzer, die 81% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche besitzen. Und diese Großgrundbesitzer wollen noch immer mehr Land. Immerhin gibt es für die Kleinbäuer*innen Hoffnung: die neue Regierung unter Präsident Gustavo Petro arbeitet an der Umsetzung einer Landreform. Zum einen möchte sie Land aufkaufen und den Kleinbäuer*innen geben, also ein wenig umverteilen. Zum anderen möchte die „Regierung Petro“ die Flächen der Kleinbäuer*innen durch das Anlegen von sogenannten „Zonas de reserva campesina“ unter Schutz stellen.

Im Süden Kolumbiens gibt es ein landwirtschaftliches Projekt, das Misereor mit Partnern vor Ort unterstützt. Die Sozialpastoral der Diözese Pasto unterstützt seit knapp 40 Jahren insgesamt 3.000 von der Landwirtschaft lebende Familien. Diesen wurde es dadurch ermöglicht, sich fortzubilden, wodurch sie sich eine größere landwirtschaftliche Expertise aneignen konnten. Sie können so teilweise deutlich bessere Erträge erzielen und gleichzeitig mehr im Einklang mit der Natur produzieren. Das hat viele Bäuer*innen selbstbewusster gemacht, was sich positiv auf ihre Arbeit wie auf ihr ganzes Leben auswirkt.

Vom 14. – 18. Februar 2024 sind fünf Gäste aus Kolumbien im Rahmen der Misereor-Fastenaktion „Interessiert mich die Bohne“ zu Gast im Bistum Speyer und werden ihre Erfahrungen in den Austausch mit Landwirt*innen bei uns in der Pfalz und Saarpfalz einbringen. Sie sind herzlich eingeladen, diese Veranstaltungen zu besuchen.

Angesichts von Klimawandel, Artensterben und anderer planetarischer Grenzen braucht es eine sozial-ökologische Transformation der Landwirtschaft   bei uns, in Kolumbien und weltweit. Weg von Monokulturen, Pestiziden und Massentierhaltung. Hilfreich auf diesem Weg kann eine wieder deutlich höhere Wertschätzung von Lebensmitteln sein. Verbunden mit einer Dankbarkeit auch den Bäuer*innen gegenüber und einer tieferen Bewusstheit für Böden und Pflanzen. Es gibt schon viele Menschen, die das bereits längst leben. Ein Beispiel sind die allein im deutschen Sprachraum bereits 402.000 Menschen, die Lebensmittel, welche ansonsten entsorgt werden würden, teilen und abholen.
Darüber hinaus gibt es sogenannte „solidarische Landwirtschaft“ – allein in Deutschland 400 verschiedene, jeweils lokale, Initiativen. In einer solchen „Solawi“ setzen sich Erzeuger*innen und Verbraucher*innen für eine nachhaltige Landwirtschaft ein und arbeiten verbindlich zusammen. Diese Bewegung gibt es weltweit. In unserem Bistum finden sich aktuell 11 Solawis. Alle Interessierten können sich dort einbringen: www.solidarische-landwirtschaft.org.


Christoph Fuhrbach
Weltkirche-Referent im Bistum Speyer